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Bericht 52 +++ Februar 2009 +++ Buschbrände

Der 7. Februar 2009 war der heißeste Tag in Melbourne seit Beginn der Wetteraufzeichnungen: unvorstellbare 46,4 Grad Celsius. Und es war der heißeste Tag, den wir jemals erlebt haben. Lina hatte Angst vor der Hitze, doch ausgerechnet als die Temperatur am Nachmittag den höchsten Stand erreichte, schwang ich mich aufs Fahrrad und fuhr zum Shoppen nach ALDI. (die deutsche Kette gibt es auch hierzulande und bietet deutsches Bier). Die Straßen waren leergefegt, nur wenige Menschen hielten sich draußen auf. Der starke Wind von der riesigen aufgeheizten Landmasse des flachen Kontinents aus dem Norden machten diese Temperaturen erst möglich. Wechselt der Wind auf Süd vom kalten Ozean, kann es in wenigen Minuten zu einem Temperatursturz von über 20 Grad kommen. Es spielt keine Rolle, ob man sich im Schatten oder in der Sonne aufhält. Meine Augen und meine Haut brannten von dem heißen Wind, er erwischt einen überall, nur in Gebäuden ist man geschützt. Die metallenen Enden meines Fahrradlenkers waren so heiß, dass ich sie nicht mehr anfassen konnte. Der Himmel war von den nur 50 Kilometer entfernten Feuern bräunlich trüb an diesem Tag. Diese verheerende Hitze gepaart mit dem starken Nordwind löste die schlimmste Feuerkatastrophe in der Geschichte Australiens aus. Dutzende Feuer rund um Melbourne kosteten mehr als 200 Menschen das Leben, und das trotz aller Vorsichtsmaßnahmen und trotz aller Voraussicht um das mögliche Desaster. Der starke heiße Wind macht das Feuer schneller als ein Auto fährt und so sind viele Menschen auf der Flucht vor den Flammen in ihren Autos verbrannt. In den folgenden Wochen beherrschte nur dieses Thema die Titelseiten der großen Tageszeitungen, Melbourne befand sich im Schockzustand. Hierzulande steigen die Temperaturen im australischen Sommer häufig über 40 Grad. Gepaart mit der Trockenheit ist das Feuerrisiko enorm, offenes Feuer jeglicher Art in gefährdeten Gebieten ist streng untersagt. Es wird mit hohen Geldstrafen und sogar Gefängnis gedroht. Wäre das alles nicht schon schlimm genug, gibt es zudem noch einige Verrückte oder anders ausgedrückt, kranke Pyromanen, die zu dieser Zeit absichtlich die Brände legen. Diese kommen bei Brandstiftung mit Todesfolge lebenslang hinter Gitter. Der Ministerpräsident bezeichnet diese Leute als Massenmörder.

Knapp einen Monat später, als die Buschfeuer unter Kontrolle waren, erschütterte ein neuer Schock die Region um Melbourne. Am 6. März gegen 9 Uhr abends waren wir in unserem Zimmer im ersten Stock des Hauses unserer Gastfamilie. Lina lag auf dem Bett, ich stand am Fenster. Plötzlich hörten und fühlten wir einen dumpfen Schlag. Dann folgte ein zweiter stärkerer Schlag. Lina sprang erschrocken auf und guckte mich mit großen ängstlichen Augen an: “Was ist das?” Wir gerieten in Panik und wollten aus dem Haus laufen. Unser Gastgeber kam die Treppe herauf, er dachte aufgrund der Erschütterungen an einen Einbrecher. Das Beben richtete keinen Schaden an. Erdbeben sind ungewöhnlich in dieser Region. Das Epizentrum lag 96 km südöstlich von Melbourne in einer Tiefe von 10 km mit einer Stärke von 4,7 auf der Richterskala.

Nach zwei Wochen der Unruhe genießen wir die relaxte Atmosphäre der Millionen-Metropole. Melbourne ist eine hochmoderne, stilistisch und architektonisch äußerst attraktive Stadt. Die Melbourner sind sportbesessen, überall sieht man Jogger und Fahrradfahrer. Über 1 Million Biker soll es in der Stadt geben, und wegen der gut ausgebauten Radwege kann man sich überall in der Stadt äußerst angenehm mit dem Velo fortbewegen. Man muss allerdings etwas vorsichtig sein, wenn die Radwege durch Parkgelände führen. An einem Tag krochen uns zwei hochgiftige etwa 1,50m große Schlangen über den Weg, eine Brown Snake und eine Tiger Snake. Der Biss dieser Schönheiten kann tödlich sein. Die Lebensqualität ist trotz dieser Unbequemlichkeit sehr hoch, die Stadt hat neben ausgewanderten Europäern viele Chinesen und Inder und man kann von einer multikulturellen Gesellschaft sprechen. Auch fühlen wir uns nicht als Ausländer, denn die junge Geschichte Melbournes begann erst 1835 und abgesehen von den Ureinwohnern, den Aborigines, sind alle Australier in jüngster Zeit eingereiste Immigranten oder kennen zumindest ihre Vorfahren, die vor wenigen Generationen hier eine neue Heimat gefunden haben. andreaslina@yahoo.de



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