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Bericht 43 +++ März 2008 +++ Thailand

Wir befinden uns im Süden von Phuket/Thailand, traumhafte Strände, türkisblaues, sehr warmes Wasser, aber auch überteuert und überfüllt von Touristen. Hier in Phuket bekommt man alles, kein Wunsch bleibt unerfüllt, wenn man das nötige Kleingeld hat. Gleich nebenan von dem Haus, in dem wir schlafen, gibt es eine deutsche Bäckerei mit Restaurant. Hier gibt es Bratwurst mit Sauerkraut, und Brötchen mit Zwiebelmett, es wird fast ausschließlich deutsch gesprochen und "Bild-Zeitung" gelesen. Wir haben uns in den fast 4 Jahren, die wir unterwegs sind, noch nie so "zu Hause" gefühlt (obwohl es uns im Augenblick an Geld fehlt, uns Derartiges zu leisten, aber Deutschsprechen ist umsonst ;-)

Neulich gab es ein dramatisches Ereignis in der Küche unseres Freundes Clemens aus Deutschland, in dessen Haus wir momentan zu Gast sind. Als ich eines Morgens in die Küche kam, sah ich das Ende einer Schlange zwischen unserem in der Küche gestapelten Gepäcks verschwinden. Es war den Einwohnern schon monatelang bekannt, dass es eine Schlange gibt in diesem Haus, sie wurde schon mehrmals gesehen und regelmäßig hinterlies sie Ausscheidungen in der Küche. Aber diesmal mussten wir handeln. Clemens meinte er könne nicht mit dieser Schlange in einem Haus leben. Wir versuchten die Schlange (übrigens handelte es sich um eine 1,50 lange Kobra, von deren Gift man sterben kann), lebend aus dem Haus zu treiben und machten uns Gedanken sie zu fangen. Wir versperrten die Tür zum Wohnzimmer die normalerweise immer offen steht und öffneten die Hintertür der Küche nach draussen, um ihr einen Fluchtweg zu ermöglichen. Nach und nach entfernten wir das Gepäck und versuchten sie herauszutreiben. Die Reaktion der Schlange war, dass sie uns anfauchte, und versuchte zu ihrem Schlafplatz hinter der Couch zurückzukehren, doch der Weg war blockiert, die Schlange sah Clemens Haus inzwischen als ihr Heim und sah es nicht ein, aus der Hintertür in die Freiheit zu flüchten. Ich holte einen Spaten für Clemens und er tötete sie mit mehreren Schlägen ins Genick. Wir waren sehr traurig darüber, aber wie Clemens sich ausdrückte, können Kobras und Menschen nicht in einem Haus leben.

Auf einer Anhöhe kann man hier mitten auf der Insel die größte Buddha-Statue der Welt in Meditationshaltung bewundern. 45 Meter ist sie hoch und soll 1.000 Tonnen auf die Waage bringen, ist aber noch im Bau. Erst wird ein Stahlbetonkörper geschaffen und schließlich mit Marmor verkleidet. Der Buddhismus ist sehr lebendig in Thailand. Es gibt wahnsinnig viele Klöster und immer noch werden neue gebaut. Überall sieht man Mönche, die am frühen Morgen in ihrem orangefarbenen Mönchsgewand barfuß bei den Leuten um Gaben betteln (Essen, ev. Geld) um ihren spirituellen Weg fortsetzen zu können.

Hier in Phuket befinden sich die größten Jachthäfen Thailands und hier versuchten wir per Pin-Board einen Aushang über unseren Wunsch praktisch "per Anhalter" ein Segelboot nach Australien zu bekommen. Doch dies ist die falsche Jahreszeit die Winde sind ungünstig, und wir fahren weiter durch Malaysia nach Singapur und versuchen dort unser Glück. Klappt dies nicht, müssen wir per Schiff nach Indonesien und dort auf dem Land- und Seeweg unsere Reise fortsetzen.

Thailand ist, abgesehen von der Hitze, eines unserer Lieblingsländer. Die Natur ist noch einigermaßen intakt, aber hauptsächlich sind es die Menschen, die uns in Thailand sehr gut gefallen. Sie sind höflich, zurückhaltend, hilfsbereit und haben ein ehrliches offenes unverfälschtes Lächeln und Herz. In dem atheistischen und vom Geld und Kommunismus verdorbenen China haben wir am Ende niemanden mehr gegrüßt, in Thailand grüßen wir fast jeden.

Als wir wieder einmal auf eine Nebenstraße abbogen um der Eintönigkeit der autobahnähnlichen Hauptstraßen zu entgehen landeten wir in einem kleinen Dorf mitten in Nationalpark Mae-Ping. Hier soll es immer noch wilde Elefanten und wilde Tiger geben. Die Tiger sind jedoch sehr scheu und haben Angst vor Menschen. Die thailändische Frau eines Norwegers in dessen Haus wir mehrere Tage zu Gast waren will einmal einen Tiger im Wald in der Nähe ihres Dorfes gesehen haben. Bis zu dem Dorf war die Straße asphaltiert, und endete hier plötzlich. Die weiterführende Straße erwies sich als schmaler, sandiger unmarkierter Pfad, 50 Kilometer mitten durch wildesten Dschungel. Die Leute hier erzählten uns, dass sie viele Abzweigungen habe und man sich leicht verirren könnte. Das Risiko wollten wir nicht eingehen. Zum Glück gibt es hier ein großes verbundenes Seensystem und die Frau von dem Norweger besorgte uns einen Platz auf einem sogenannten Partyboot für Thailänder, das sind 4-6 zusammengebundene Hausboote, die von einem kleinen Boot an einer Leine langsam über das Wasser gezogen werden. Als einzige Ausländer bekamen wir einen Sonderplatz in einem Beiboot, wo wir schliefen und Fahrräder und Gepäck unterbringen konnten. Wir wurden mit Essen und Trinken versorgt. 16 Stunden dauerte die 140 Kilometer lange Fahrt, und überraschenderweise wollte der Skipper am Ende kein Geld von uns haben.

Nach Angaben der Polizei kann man in Thailand in jeder Provinzhauptstadt sein Visum verlängern lassen. Dies wurde uns auch über die Provinzhauptstadt Tak erzählt, es stellte sich jedoch heraus, dass sich das Immigrationsbüro in dem Grenzort Mae Sot befindet, 80 Kilometer von Tak entfernt, an der Grenze zu Myanmar. Da es schon zu spät war, bot uns die Polizei eine Mitfahrgelegenheit am nächsten Tag in einem Gefangenentransporter für myanmarische Flüchtlinge an, die illegal nach Thailand gekommen sind und in ihre Heimat zurückgeschickt wurden. Wir saßen vorne, die Flüchtlinge hinten. Myanmar ist in der Entwicklung weit hinter Thailand zurück und die Leute versprechen sich ein besseres Leben in Thailand, es können auch politische Gründe sein.

In dem Touristenort Cha-am am Golf von Thailand badeten wir nach über 3 Jahren unserer kontinentalen Asiendurchquerung das erste Mal im Meer. Was für ein unbeschreiblicher Genuss, nach so langer Zeit wieder frei schwimmen zu können. Cha-am liegt an der Ostküste Thailands und wurde nicht von der Tsunamikatastrophe heimgesucht.

In der Grenzstadt Ranong verlängerten wir noch einmal unsere Visa. Hier endet die Grenze zu Myanmar, und beginnt die im Westen gelegene Andamanen-Küste von Thailand am Indischen Ozean. Am 26. Dezember 2004 löste ein ungewöhlich starkes Seebeben mit der Stärke 9,1 auf der Richterskala an der Nordwestküste Sumatras (Indonesien) einige gigantische Flutwellen aus. Ganze Dörfer wurden vernichtet und Thailand hatte etwa 8000 Tote zu beklagen (weltweit waren es etwa 230.000 Todesopfer). Es war ein merkwürdiges Gefühl als wir das erste Mal an einem Strand zelteten, an dem wir vor etwas über 3 Jahren mangels Frühwarnsystemen keine Überlebenschance gehabt hätten. Aus der Katastrophe haben die Menschen gelernt. Überall wurden neue Warnschilder aufgestellt (siehe Fotos), die die Menschen vor einem erneuten Tsunami warnen sollen und dazu auffordern im Falle eines Seebebens in höheres Gelände zu flüchten. Die Fluchtwege sind außerdem ausgeschildert. Frühwarnsysteme in Form von großen mit Lautsprechern ausgestatteten Türmen waren nahe am Strand, die wahrscheinlich einen Höllenlärm machen im Falle einer drohenden Katastrophe. Wir haben ein versteckt gelegenes "Tsunami- Museum" besucht. Es war erschreckend die Bilder zu sehen, wie hilflos und nichts ahnend die Menschen dem drohenden Unheil gegenübertraten. Ein mit Teleobjektiv aufgenommenes Foto ist besonders eindrucksvoll: 5 junge Männer stehen staunend am Strand, was denn da für eine große Welle auf sie zukommt. Sie schienen nicht zu realisieren, dass sie sich in Lebensgefahr befanden. Wenige Minuten später waren alle 5 von ihnen tot, von der Welle verschluckt (siehe Foto). Auch anderen Orts liefen unter anderem auch ausländische Touristen neugierig mit ihren Kameras aus den Häusern und starben in den Fluten. Einige Touristenorte an der Westküste Thailands wurden nahezu völlig zerstört und später mit internationaler Hilfe wieder aufgebaut. Mancherorts standen hier vor etwas mehr als 3 Jahren noch Bambushütten mit moderaten Preisen, heute stehen hier mächtige Hotelpaläste, alles ist teurer geworden. Wir fragten uns, in welche Kanäle manche Spendengelder wohl geflossen sein mochten. Die instabile Lage in dieser Region, wo sich die Indisch-Australische Platte unter die Eurasische Platte schiebt, kann sich jederzeit wieder ein Erdbeben ereignen und eine Katastrophe auslösen.    andreaslina@yahoo.de




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